06.01.2020 | Pressemeldung
Modellprojekt ANLIN bietet Branche Antworten zur Nachhaltigkeit in der Berufsausbildung
Umsetzungshilfe für Führungskräfte, Ausbilder und Lehrer
Der hessische Regionalbeirat des Projektes ANLIN v.l.n.r.: Marny Schröder (Provadis), Dr. Frank-Peter Hopp (PES), Dr. Eva Kaufmann (PES), Roger Jung (Sanofi), Yvonne Schneider (Clariant), Daniel Schubert (HessenChemie), Eva Bergauer (IHK),Martin Kersten (Habich’s Söhne), Heike Blaum (VCI), Stefan Ehrhard (Provadis), Marlene Haas (IHK), Dr. Karsten Rudolf (Provadis), Osman Ulusoy (IG BCE). © 2020 Provadis Partner für Bildung und Beratung GmbH
Nachhaltigkeit ist ein komplexes Thema, bei dem es um weit mehr geht als um Umweltschutz. Geschickt aufgestellt, dient die Befassung mit dem Thema nicht nur der Einhaltung von Regularien, sondern auch der Stärkung des Geschäfts und der Effizienz. Viele Unternehmen beschäftigen sich aktiv mit Nachhaltigkeits-Projekten, doch es gibt auch noch in vielen Bereichen Handlungsbedarf. Grundlage für die erfolgreiche Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie in Unternehmen sind stets Sensibilisierung und Aktivierung der Beschäftigten, denn nur mit dem richtigen Know-how und daraus resultierenden wirksamen Verbesserungsvorschlägen kann die langfristige Umsetzung gelingen und können die rund 500.000 Beschäftigten der Branche zu Multiplikatoren werden.
Um das anspruchsvolle Thema Nachhaltigkeit und dessen zahlreiche Facetten für die Arbeitswelt greifbar zu machen, hat die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie³ einen Leitfaden veröffentlicht, der Empfehlungen und Umsetzungshilfen zur Implementierung von Nachhaltigkeit in die Berufsausbildung für die gesamte Branche beinhaltet. Hinter Chemie³ stehen der Verband der Chemischen Industrie (VCI), die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC). Im Mittelpunkt des neu entwickelten Leitfadens stehen die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales sowie die 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung, die in der Agenda 2030 festgehalten sind.
Ausgangspunkt für die Entstehung des Leitfadens war das Projekt ANLIN (Ausbildung fördert Nachhaltigkeit in der Industrie), das im Jahr 2016 an den Start gegangen ist und von einem Projektverbund bestehend aus Provadis – Fachkräfte-Entwickler der Industrie aus Frankfurt, dem Qualifizierungsförderwerk Chemie aus Halle, dem Bildungszentrum für Beruf und Wirtschaft aus Wittenberg und dem Institut für nachhaltige Berufsbildung & Management-Services aus Hannover umgesetzt wurde. Chemie³ sieht darin einen wichtigen Schritt nach vorn: „Mit ANLIN ist nachhaltiges Denken und Handeln erstmals systematisch in der Berufsausbildung verankert worden. Nachhaltigkeit muss schon am Anfang des Berufslebens erfahren und gelebt werden. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse werden mit dem Leitfaden der ganzen Branche zur Verfügung gestellt“, erläutern Dr. Andreas Ogrinz, Geschäftsführer BAVC und Dr. Ralf Bartels, Abteilungsleiter Wirtschafts- und Nachhaltigkeitspolitik der IG BCE aus Sicht der Sozialpartner.
Gelebte Nachhaltigkeit im Betrieb
ANLIN ist eines von zwölf Verbundprojekten, die vom Bundesinstitut für Berufsbildung im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert werden. Das Ziel des Projekts: Auszubildende zu Nachhaltigkeitsexperten in ihren Unternehmen machen und damit den Anstoß für ein Umdenken im ganzen Betrieb geben. Unter dem Motto „gelebte Nachhaltigkeit im Betrieb“ nahmen Auszubildende gemeinsam mit ihren Ausbildern an Workshops teil, machten Erkundungen in ihren Betrieben und setzten teilweise reale Nachhaltigkeitsprojekte in Kleingruppen um – und das sehr erfolgreich. Für seinen wichtigen Beitrag wurde ANLIN sogar von der Deutschen UNESCO-Kommission ausgezeichnet.
Der Schlüssel zum Erfolg war die Kombination aus Personal- und Organisationsentwicklung. Nicht nur die Auszubildenden sollten lernen, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren, ihre gesellschaftliche Verantwortung zu verstehen und die Bedeutung von Nachhaltigkeit im Berufs- und Privatleben zu verinnerlichen. Auch die Betriebe selbst sollten mitziehen, Prozesse kritisch hinterfragen, Veränderungen mittragen, Strukturen umdenken und damit zu nachhaltigen Lernorten der Industrie werden. „Die führzeitige und konsequente Implementierung des Handlungsfeldes Nachhaltigkeit im Ausbildungsgeschehen bietet einen Wettbewerbsvorteil bei der Fachkräftegewinnung und ist ein Beitrag zur Arbeitgeberattraktivität der Chemiebranche“, beschreibt Dr. Karsten Rudolf, Prokurist und Bereichsleiter Bildungs- und Forschungsprojekte Provadis, einen wesentlichen Nutzen für Arbeitgeber.
Auszubildende werden zu Nachhaltigkeitsexperten
Die Rückmeldungen zum Projekt waren äußerst positiv, sowohl von den teilnehmenden Auszubildenden als auch von den Ausbildern. ANLIN ermutigte die Auszubildenden, aufmerksam zu sein und ihrem Arbeitsplatz mit Neugier und Offenheit zu begegnen. „So wurde die Partizipation der jungen Menschen gefördert. Das Projekt bot eine besondere Plattform, um Fragen zu stellen, Ideen zu entwickeln, sich einzubringen und Verbesserungsvorschläge zu entwickeln“, erklärt Marny Schröder, Projektleiterin beim Praxispartner Provadis. „Aber auch die Ausbildungskräfte fühlten sich wertgeschätzt, daran teilnehmen zu können. Vieles konnten Sie außerdem direkt auf ihre Betriebe übertragen.“ Dank des erfolgreichen Projektabschlusses bietet Provadis ab 2020 den Unternehmen individuelle Qualifizierungskonzepte für „Nachhaltigkeit im Betrieb“ an.
Auch die sehr gute Resonanz seitens der Projektbeiräte auf regionaler und auf Bundesebene spricht für sich. Von der Planung bis zur konkreten Struktur standen die Beiräte mit konstruktiver Kritik und fachlicher Unterstützung zur Seite. So konnte auf Basis der Erkenntnisse von ANLIN der Leitfaden entwickelt werden, der zukünftig branchenweit Erfahrungen aus dem Projekt ANLIN zur Verfügung stellt.
Weitere Informationen zum Projekt ANLIN finden Sie hier. Den Leitfaden von Chemie³ können Sie hier abrufen.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.provadis.de .
An der Provadis Hochschule studieren rund 1.200 Studenten in dualen und berufsbegleitenden Studiengängen mit international anerkannten Bachelor- und Masterabschlüssen. Die Hochschule bündelt ihre interdisziplinären Aktivitäten im Bereich Forschung und Projekte im Zentrum für Industrie und Nachhaltigkeit.